Kundgebung zum Distillery-Ende in der Kurt-Eisner-Straße

Kundgebung zum Distillery-Ende in der Kurt-Eisner-Straße
The Last Dance am Pfingstwochenende von Freitag bis Montag I Rave, Kunstmarkt, Flashday des Tattoostudio

NA[CHTSCH]ICHT uvm. I Abschlusskundgebung #clubsAREculture am 29. Mai 2023, 14.00 – 22.00 Uhr

Am 31. Mai 2023 muss die Distillery – einer der bedeutendsten und einflussreichsten Musikclubs in Deutschland –
endgültig ihre Türen am Standort Kurt-Eisner-Straße schließen.
„The Last Dance“ – diesmal wirklich und nicht mehr verschiebbar findet über 72 Stunden mit kleinen Unterbrechungen
von Freitagabend bis Pfingstmontag 22.00 Uhr statt. Neben Ellen Allien, die Headliner am Freitag ist und ihre ersten
Scheiben 1993 in der alten Distillery auflegte, werden viele Wegbegleiter:innen der letzten Jahre zum 36 Stunden
Wohnzimmer ab Samstagabend auftreten und dem Club die letzte Ehre erweisen.
Den Höhepunkt stellt eine Kundgebung vor der Distillery am Pfingstmontag von 14.00 bis 22.00 dar, natürlich mit viel
Musik aber auch wichtigen Redebeiträge.
Das komplette Line-Up des Pfingstwochenendes ist auf der Website www.distillery.de zu finden.

Trotz jahrelangen politischen Kampfes und einiger vielversprechender Beschlüsse des Leipziger Stadtrates ist es nicht
gelungen, die Belange der Kultur gegenüber finanziellen Interessen von Immobilenprojektentwicklern durchzusetzen.
Dies zeigt, dass die Instrumente zum Schutz der Clubkultur bei Weitem nicht ausreichen und dringend politische und
gesetzgeberische Maßnahmen erforderlich sind.
Wir haben uns daher entschlossen, diesen traurigen Anlass zu nutzen, um auf einer Kundgebung vor der Distillery am
Pfingstmontag die politischen Forderungen der Clubszene unter der Headline #clubsAREculture“ lautstark mit Musik
zum Ausdruck zu bringen:
1. Eine zügige Umsetzung des Beschlusses des Bundestages vom 04. Mai 2021, insbesondere die Anpassung
der Baunutzungsverordnung, wonach Clubs und Livespielstätten mit nachweisbarem kulturellem Bezug nicht
mehr als Vergnügungsstätten, sondern als Anlagen für kulturelle Zwecke definiert werden.
2. Die Einführung einer Kulturschallverordnung entsprechend den Zielen aus dem Koalitionsvertrag
(„Die TA-Lärm werden wir modernisieren und an die geänderten Lebensverhältnisse in den Innenstädten
anpassen, um Zielkonflikte zwischen Lärmschutz und heranrückender Wohnbebauung aufzulösen.“)
3. Die Erarbeitung eines Kulturraumschutzgesetzes, welches Kulturorte erhält bzw. bei Verdrängung die
Investoren verpflichtet, für entsprechenden Ausgleich zu sorgen und sich insbesondere an den Kosten zu
beteiligen.
4. Die Einführung eines Bundes-Schallschutzprogrammes, um Kulturorte finanziell bei Maßnahmen zur
Schalldämmung zu unterstützen und damit Zielkonflikte zu vermeiden. Synergieeffekte mit dem
Klimaschutz sind zu erwarten.


HINTERGRUND
Als im Februar 2009 vor der Distillery eine neue Straße gebaut und sich damit Straßenführung durch das Gebäude
andeutete, wurde das Distillery-Team um Steffen Kache das erste Mal stutzig. Die Frage war: “Wurde die Distillery
einfach vergessen, obwohl der Leipziger Kulturausschuss erst wenige Jahre zuvor den Club als kulturell wichtige Institution anerkannte?“
Als ein Jahr später die Ausschreibung für den städtebaulichen Wettbewerb zum Bayerischen Bahnhof stattfand, fand
die Distillery trotz mehrmaliger Interventionen, in den Unterlagen nicht statt. Kein Wort von einer kulturellen
Einrichtung, die es zu erhalten und in die Entwicklung der Planungsfläche einzubeziehen gilt.
In Folge einer Onlinepetition mit über 10.000 Unterschriften, einer Kundgebung im Herbst 2013 mit mehreren
tausend Menschen vor dem Club und der Unterstützung aller Leipziger Bundestagsabgeordneten, bekannte sich der
Leipziger Stadtrat im Januar 2014 zum Erhalt der Distillery am Standort Kurt-Eisner-Straße und forderte eine
Anpassung der Planungen, um einen Weiterbetrieb des Clubs zu ermöglichen.
Die Euphorie währte nur kurz, denn der damalige Grundstückseigentümer und Entwickler machte schnell deutlich,
dass ihn dieser Stadtratsbeschluss nicht interessiert und er keine Zukunft für die Distillery auf seinen Flächen sieht.
Ein Hauptargument für diese Aussage war neben bereits geschaffenen Tatsachen wie der Straßenführung, dass
Wohnen und eine Vergnügungsstätte nicht miteinander vereinbar sind.
Aus diesem Grund ist es so wichtig, dass Clubs endlich in der Baunutzungsverordnung als kulturelle Orte festgesetzt
werden, um dieses Argument gegen den Erhalt von Kulturorten zu eliminieren.
Anfang 2019 wurde der Distillery das ehemalige Bahnkraftwerk in Marienbrunn als Ersatzstandort angeboten und mit
Mitteln der Vermieter von Distillery und TV-Club die Leipziger Club- und Kulturstiftung gegründet. Die Stiftung erwarb
das alte Kraftwerk und startete das Projekt Gleisdreieck – ein neuer Ort für Musik, Kunst und Kreativität im Leipziger
Süden mit dem Ziel, die beiden bedrohten Clubs zeitnah nach Auslaufen der Mietverträge auf diesen Flächen
unterzubringen.
Leider stellte sich schnell heraus, dass es zeitlich aufgrund langwieriger Planungsprozesse und finanziell durch die
unzureichende Ausstattung der Stiftung mit Kapital, nicht möglich war, das Ziel der Rettung der Clubs auf dem
Gleisdreieck zu erreichen. Die Realisierung des Projektes „Gleisdreieck“ ist erst nach 2026 zu erwarten.
Zu unserem Glück wurde eine Übergangslösung für die Distillery auf der Alten Messe gefunden. Auch hier gab es
Verzögerungen aufgrund einer komplexen Brandschutzlage. Im April dieses Jahres wurde der Bauantrag für die
Umnutzung der Flächen gestellt. Die Zielstellung ist, noch in diesem Jahr den Betrieb der Distillery in der Messehalle 7
aufnehmen zu können.
Mit den aktuellen Bestimmungen eine Versammlungsstätte zu planen und schließlich genehmigen zu lassen, ist
ungemein komplex und kostspielig geworden. Gerade für junge Kreative, die voller Ideen aber ohne finanzielle
Ausstattung einen eigenen Club eröffnen wollen – so wie wir es mit der Distillery vor 30 Jahren konnten – ist es quasi
unmöglich geworden, ihre eigenen Orte zu schaffen und zusätzlich noch genug finanziellen Spielraum zu haben, um
ein kulturell hochwertiges und bezahlbares Programm auf die Beine zu stellen.
Umso wichtiger ist es, entweder vorhandene Orte zu erhalten oder sicherzustellen, dass ausreichend finanzielle
Unterstützung für die Schaffung von Ersatzflächen zur Verfügung gestellt wird. Hier knüpft unsere Forderung nach
einem Kulturraumschutzgesetz an – angelehnt an das Bundesnaturschutzgesetz. Denn dann würden nicht nur
erhebliche Mittel in den wichtigen Artenschutz fließen, es gäbe auch die Verpflichtung für Investoren, für den Erhalt
von Kreativflächen finanziell aufzukommen.

Presskit: https://www.dropbox.com/sh/iert2i5bzcxsykl/AADvRVBlM3fg8A2viCWVOTXva?dl=0
Links: https://www.clubsareculture.de/
https://www.livemusikkommission.de/arbeitskreise/kulturraumschutz/
Für alle, die sich für den Erhalt von Clubkultur einsetzen und informieren wollen, sei der clubsAREculture-Listserver
empfohlen. Per Mail informiert die Allianz #clubsAREculture über aktuelle Entwicklungen. Einträge zum Listserver sind
hier möglich: https://lists.ccc-ffm.de/postorius/lists/clubsareculture.lists.ccc-ffm.de/

Datum

29 Mai 2023
Vorbei!

Uhrzeit

14:00 - 22:00

Lokale Uhrzeit

  • Zeitzone: America/New_York
  • Datum: 29 Mai 2023
  • Zeit: 8:00 - 16:00

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